In drei Tagen startet in Utrecht (Niederlande) die 24. Softball-Europameisterschaft. Team Austria nimmt das Kräftemessen der 22 besten Nationen des Kontinents mit einem sehr jungen Roster in Angriff. Gleich neun Akteurinnen im Aufgebot von Head Coach Gabriella Gonzalez standen beim jüngsten Erfolgsrun des U22-Nationalteams bei der EM in Polen Anfang August auf dem Feld und sind demnach Jahrgang 2002 oder jünger.
Unter den Youngsters ist mit Catcherin Léa Karner auch eine, die mit ihren bald 22 Jahren schon zu den Veteraninnen gehört und bereits einige Turniere auf dem Buckel hat.
Nach dem starken Abschneiden mit der U22-EM, wo nach dem Vorrunden-Gruppen-Sieg ein starker zehnter EM-Rang gelang, zeige die Formkurve jedenfalls nach oben, so Karner: „Große Turniere sind immer etwas Besonderes. Es hilft aber auf jeden Fall, kürzlich schon eine EM gespielt zu haben, ich fühle mich noch vorbereiteter.“ Was sie in den Niederlanden erwartet, weiß die Wienerin nur zu gut. Nach 2021 (11.) und 2022 (14.) steht für die Rechtshänderin bereits die dritte Europameisterschaft mit den Seniors auf dem Programm. Auch viele ihrer Teamkolleginnen bringen viel (gemeinsame) Erfahrungen mit. „Unser Zusammenhalt ist eine unserer größten Stärken. Wir kennen uns sehr gut, spielen größtenteils schon viele Jahre zusammen und auch die jungen Spielerinnen haben bereits einiges an Erfahrung.“
Manchmal scheppert es
Gleich am ersten Turniertag der Europameisterschaft haben die Österreicherinnen ein dickes Brett zu bohren. Mit Schweden (11:30 Uhr) und Ungarn (16:30 Uhr) warten binnen weniger Stunden gleich zwei toughe Gruppengegnerinnen. Die Entscheidung um den Gruppensieg – und demnach um den Aufstieg in die Zwischenrunde – fällt wohl am Montag (12:30 Uhr) gegen die Kroatinnen. „Wir brauchen unsere Energie und unseren Kampfgeist. Wir dürfen aber auch nicht an den Punkt kommen, wo wir es zu sehr wollen und dann zu verkrampft agieren.“
Ob als Antreiberin oder als jene, die einen kühlen Kopf behalten muss, Karner steht als Catcherin bei so gut wie jeder Aktion im Mittelpunkt. „Die Position ist extrem anstrengend und verantwortungsvoll. Ich bekomme bei jedem Pitch den Ball und habe immer die Möglichkeit, etwas Gutes draus zu machen“, erklärt die Spielerin der Vienna Wanderers. Bisweilen kann die Position hinter dem Schlagmal aber durchaus gefährlich sein. Zusammenstöße mit heransprintenden oder -rutschenden Base-Runners gehören zwar nicht zur Tagesordnung, kommen aber durchaus vor. Zuletzt hat es im Rahmen der Prague Softball Week und bei der U22-EM ordentlich „gescheppert“. Karner ist eben das letzte „Hindernis“ ihrer Gegnerinnen auf dem Weg zum nächsten Run. Furchtlosigkeit ist da Trumpf: „Würde ich mit Angst ins Spiel gehen, würde ich nicht gut genug spielen. Es ist noch nie etwas passiert, meine Ausrüstung schützt mich sehr gut.“
Die Softballerin aus der Fußball-Familie
Von ihren intensiven „Arbeitstagen“ hinter der Platte wusste Karner freilich noch nichts, als ihre heutige Nationalteam-Kollegin und langjährige Schulfreundin Sophie De Rouin sie einst zu ihrem allerersten Softball-Training mitnahm. „Es hat mir sofort großen Spaß gemacht, deshalb bin ich bis heute dabeigeblieben.“ Die 21-Jährige hätte aber zweifelsfrei auch noch andere Talente gehabt, denn ihre Familie ist durchwegs sportbegeistert. Papa Karner gewann im Fußball den ein oder anderen Titel, die Mama absolvierte bereits Marathons.
„Den Ehrgeiz und die Begeisterung für den Sport haben wir von unseren Eltern mitbekommen.“ Wir? Das ist neben Léa noch Bruder Jan, der auf Leistungssport-Level kickt, neuerdings im Trikot von Red Bull Salzburg. Mit dem U15-Nationalteam holte er in diesem Sommer den historischen ersten Titel einer österreichischen Auswahl beim Torneo delle Nazioni. „Er ist zwar mein kleiner Bruder, aber trotzdem schaue ich zu ihm auf. Seine Motivation und sein Ehrgeiz sind ein Wahnsinn. Er ist ein Vorbild für mich, aber ich denke, er ist auch stolz auf mich.“
›Alle Infos zur Softball-EM