Jakob Pöltl bei den Toronto Raptors (NBA), Marco Rossi bei den Minnesota Wild (NHL), Bernhard Reimann bei den Indianapolis Colts (NFL) – in drei der vier größten US-amerikanischen Profisport-Ligen gehörten Sportler aus Österreich in der abgelaufenen Saison zu den absoluten Leistungsträgern. Nicht so in der Major League Baseball (MLB).
Überhaupt muss man lange in den Geschichtsbüchern blättern – und sehr genau suchen – um auf den Namen des ersten und bisher einzigen heimischen MLB-Profis zu stoßen. Kurt Krieger aus dem niederösterreichischen Traisen, der mit seiner Familie zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges nach Missouri auswanderte, brachte es immerhin auf zwei Einsätze für die St. Louis Cardinals (1949, 1951). Der Pitcher verbuchte drei Karriere-Strikouts. Größere Fußspuren hinterließ „Dutch“, der 43-jährig einer Krebserkrankung erlag, in den darunter liegenden Minor Leagues.
„Zeigen, dass in Österreich nicht nur Fußball gespielt und Ski gefahren wird“
Sonntag, 2. Juni 2024, Flughafen Wien-Schwechat. Sebastian Holzer (ASAK Athletics Attnang-Puchheim), Jan Raunigger (Traiskirchen Grasshoppers), Jonas Kreska und Klaus Scheicher (beide Wiener Neustadt Diving Ducks) stehen am Gate bereit. Der Flieger wird sie nach London bringen, wo die MLB im Rahmen ihrer „London Series“ auch ein European Development Tournament (EDT) organisiert hat. Geladen sind die „allerbesten jungen Baseball-Spieler Europas“, so steht es im Invitation Letter, der vor einigen Wochen ins Büro der Austrian Baseball Softball Federation „flatterte“. Ursprünglich war mit Elias Kreska ein weiterer Ducks-Spieler und fünfter Österreicher geladen. Doch der flexibel einsetzbare Youngster muss aufgrund einer Knöchelverletzung passen.
Für das übrige Österreicher-Quartett – und die rund 90 weiteren Talente des Kontinentes – stehen in London neben professionellen Trainings auch bis zu vier Spiele auf dem Programm – und ein Besuch des im Olympic Stadium stattfindenden MLB-Regular-Season-Games zwischen den New York Mets und den Philadelphia Phillies.
„Die Freude über die Einladung war unfassbar groß. Ich sehe es als Chance, mein Können unter Beweis zu stellen und zu zeigen, dass in Österreich nicht nur Fußball gespielt und Ski gefahren wird“, so Raunigger. Der Pitcher und Shortstop der Grasshoppers (Jahrgang 2006) sagt außerdem: „Ich möchte neue Athleten kennenlernen, von ihnen lernen, meine Stärken präsentieren und jeden Tag die bestmögliche Performance hinlegen.“
Seine Mitreisenden gehen mit einer ähnlichen Einstellung an die Sache heran. Ducks-Infielder Kreska (2005) zeigt sich „extrem dankbar“ und will „das Beste geben und nicht nur die Ducks, sondern auch Österreich repräsentieren“. Pitcher Scheicher (2007) unterstreicht: „Es ist eine riesige Ehre. Ich bin gespannt, wie die Profis aus Amerika Baseball spielen und welche Unterschiede es zum Baseball in Europa gibt.“
Langer Weg ins Profi-Geschäft
Auch wenn für die vier Baseball-Talente alles nach Plan läuft und sie mit ihrem Talent überzeugen können, ist der Weg ins US-amerikanische Profi-Geschäft noch sehr, sehr weit. Er führt in der Regel – je nach Alter – nur über ein vorhergehendes Highschool und/oder College-Engagement. Das EDT ist somit nur der erste von vielen Schritten bis zum großen Traum. In London bietet sich Österreich Jungtalenten jedenfalls die Chance, es in die Notiz-Bücher jener Scouts zu schaffen, in die auch wichtige US-Colleges Einblick haben.
ABF-Präsident Rainer Husty drückt den Youngsters gemeinsam mit der heimischen Baseball-Familie die Daumen. „Im Namen der ABF gratuliere ich unseren Spielern zur Einladung zum European Development Tournament und wünsche ihnen alles Gute für die Trainings und Spiele. Die Nominierungen sprechen für die Baseball-Bundesligen und den gesamten Baseball-Sport in Österreich und sind vor allem der verdiente Lohn für die harte Arbeit aller Beteiligten. Spieler, Coaches und Vereine investieren viel in die Entwicklung und Ausbildung und das zahlt sich aus. Auch wenn der Weg zum Baseball-Profi weit ist, beginnen muss er mit dem ersten Schritt“, sagt Husty.
